Neues Leibniz-Journal zu Frieden und Konflikten: Friedensforscher Harald Müller über Konflikte der Großmächte 1914

Harald Müller, Leiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, warnt, dass Großmachtkriege auch im 21. Jahrhundert möglich sind. Regionale Konflikte könnten sich „wellenartig ausbreiten“ – und so globale Krisen entfachen, schreibt Müller in einem Exklusivbeitrag für das neue Leibniz-Journal „Frieden und Konflikte“.

31.07.2014 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft

Müller, geschäftsführendes Mitglied der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, einem Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, beobachtet Parallelen zur Lage vor 1914: „Ähnlichkeiten mit der Lage vor dem Ersten Weltkrieg ergeben sich dadurch, dass auch heute Großmachtinteressen unzureichend reguliert auf Konfrontationskurs sind.“

Für den Politikwissenschaftler werden vor allem vier Staaten künftig über Krieg und Frieden bestimmen: die USA, China, Indien und Russland. Sie stehen in erheblicher Konkurrenz zueinander, Misstrauen prägt ihre Beziehungen. Ein neuer nuklearer Rüstungswettlauf sei entbrannt. Auch Spionage, Cyberattacken und die Konkurrenz um Erdöl destabilisieren die Beziehungen. Krisen in der persischen Golfregion könnten zu „Herden von Weltkrisen“ werden.

Russland wolle seinen Einfluss im „post-sowjetischen Raum“ als Signatur seines Weltmachtstatus konsolidieren. Dies bringe Spannungen mit den USA mit sich, die ihre dortigen Handlungsmöglichkeiten zu vergrößern und den russischen Einfluss zu verringern suchten. Die Ukraine-Krise vertiefe gegenwärtig die politische Distanz.

Die „gefährlichsten Brennpunkte der Zukunft“ sieht Müller aber im Ost- und Südchinesischen Meer. Mit China, Indien und den USA treffen dort gleich drei Großmächte aufeinander. Man habe es heute mit einem vernetzten Konfliktsystem zu tun, in dem „kleine Kriege“ globale Konflikte entfachen können. „Der Großmachtkrieg bleibt möglich“, folgert Harald Müller, „und die Risiken steigen.“

Ferner im Titelthema „Frieden und Konflikte“ des aktuellen Leibniz-Journals:

  • Im Namen der Humanität? Ob Gewalt in einem Land mit Gewalt von außen beendet werden darf, ist so umstritten wie der Erfolg humanitärer Interventionen.
  • Wenig Wissen, wenig Macht: Die Ukraine-Krise im Fokus der Wissenschaft.
  • Brauchen wir eine Erinnerungskultur? Der Historiker Martin Sabrow über den Blick der Gegenwart auf die Geschichte.
  • Die vergessene Urkatastrophe: Im Ersten Weltkrieg wurden erstmals in großem Stil Ethnische Säuberungen durchgeführt. Der Historiker Michael Schwartz im Interview.
  • Kartenspiele: Nach dem Ersten Weltkrieg rangen Europas Staaten in Versailles um neue Grenzen. Mit Landkarten, die ihre Gebiete äußerst vorteilhaft definierten.
  • Die Regeln der Gewalt: Wie Gewalt den Alltag der sowjetischen Besatzung Afghanistans zwischen 1979 und 1989 prägte – und wo die Wurzeln des Mordens lagen.
  • Wirtschafts-Krieg: Das Kieler Institut für Weltwirtschaft durchlebte in seiner Geschichte zwei Weltkriege. Davon blieben auch Forschung und Forscher nicht unberührt.

Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Leibniz-Journal gilt dem Wechsel im Amt des Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft:

  • „Forschen im Netzwerk – Hand in Hand“: Matthias Kleiner, neuer Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, skizziert erste Vorhaben seiner Amtszeit.
  • „Wir von Leibniz“: Bilder und Eindrücke vom Festakt in der Berliner Akademie der Künste.

Das Leibniz-Journal erscheint viermal jährlich. Als PDF und als Blätterversion steht es online zur Verfügung: www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/publikationen/journal/22014. Die Druckversion kann kostenlos abonniert werden (abo(at)leibniz-gemeinschaft.de).

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