Leibniz-Präsident Rietschel: „Tarifvertrag schadet dem Forschungsstandort Deutschland“

Bestehende Tarifbestimmungen sorgen für eine eklatante Benachteiligung vieler Leibniz-Einrichtungen. Leibniz-Präsident Rietschel fordert im neuen Leibniz-Journal gleiche Voraussetzungen für alle Forschungseinrichtungen, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Weitere Themen des Journals mit dem Schwerpunkt Informatik sind u.a. Open Access, 3-D-Rekonstruktionen alter Statuen, das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft und Dagstuhl - das Mekka der Informatik.

06.07.2006 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft

„Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) schadet durch erhebliche Wettbewerbsnachteile für mehr als 20 Leibniz-Einrichtungen der gesamten Forschungslandschaft in Deutschland“, schreibt Leibniz-Präsident Prof. Ernst Theodor Rietschel in einem Beitrag für das aktuelle Leibniz-Journal. Grund dafür sind Regelungen, die dazu führen, dass selbst Wissenschaftler mit langjähriger Berufserfahrung bei einem Wechsel in ein dem TVöD unterworfenes Leibniz-Institut wie Berufsanfänger bezahlt werden müssen. „Das stellt ein eklatantes Mobilitätshemmnis dar. Damit kehrt der TVöD die eigentlich beabsichtigten Effekte ins Gegenteil um“, beklagt Rietschel und fordert, dass die wissenschaftsspezifischen Regelungen des Vorschlags für einen Tarifvertrag der Länder auch in den TVöD übernommen werden, um für alle Forschungseinrichtungen gleiche Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb zu schaffen.

Der inhaltliche Schwerpunkt des neuen Leibniz-Journals widmet sich dem Informatikjahr. Er beleuchtet das Thema „Open Access“, der weltweiten kostenlosen Verfügbarkeit von Wissen, veranschaulicht wie mit 3-D-Technik der Heilige Georg - genauer eine Statue von ihm - endlich wieder sein wahres Gesicht zeigt und wie neue Modellierungsverfahren die Suche nach neuen pharmakologischen Wirkstoffen vereinfachen. Was Sie schon immer über Sport und Informatik wissen wollten, erfahren Sie den Sommer über auf der Fahrt der MS Wissenschaft quer durch Deutschland. Kennen Sie Schloss Dagstuhl? Nein, dann sind Sie kein Informatiker, denn das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik ist das Mekka für Forscher dieses Fachs, auch, wenn es etwas versteckt im Saarland liegt.

Im Gespräch mit dem Leibniz-Journal erzählt Friedemann Schrenk von seiner Suche nach dem Ursprung der Menschheit. Der Paläobiologe forscht nicht nur, sondern schafft es auch, die Menschen zu fesseln sowie wichtige soziale und kulturelle Beiträge in Afrika zu liefern. Mit dieser Begründung verleihen ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in diesem Jahr den renommierten Communicator-Preis. Ein Interview mit Schrenk findet sich ebenfalls im neuen Leibniz-Journal.

Eine bundesweit einzigartige Zusammenarbeit ist das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr und dem Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg eingegangen. Die neue Kooperation soll verlässlichere Forschungsdaten und neue Diagnostikverfahren liefern sowie besseren Schutz vor Tropenkrankheiten für Bundeswehrsoldaten im Einsatz - wie den aktuellen im Kongo oder in Afghanistan - gewährleisten.

Das Leibniz-Journal steht im Internet unter folgender Adresse als PDF-Dokument zum Herunterladen bereit:

www.leibniz-gemeinschaft.de/extern/presse/index_5.html

Außerdem besteht die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft zu bestellen.