Doppelbock auf Museum

Einblick in einen Ausstellungsraum
Foto MATHIAS BRINKMEYER

Technik, Kultur, Erinnerungen, Geräusche und Gerüche: Eine neue Sonderausstellung zum Fördergerüst der Dortmunder Zeche Germania bringt Zeugen vergangener Arbeitswelten zum Sprechen.

02.06.2024 · News · Deutsches Bergbau-Museum · Geisteswissenschaften und Bildungsforschung · Projekte

Sonderausstellung "Doppelbock auf Museum"
15.05.2024 - 18.05.2025

Das Fördergerüst ist das markanteste Bauwerk eines Bergwerks und erfüllt eine unverzichtbare Funktion im Bergbau: Es sorgt für Mobilität und Bewegung. Im Gerüst verbaute Seilscheiben tragen das Förderseil, das von der ebenerdigen Fördermaschine in den Schacht verläuft. Am Förderseil befestigte Körbe oder Wagen befördern Material, Personal oder Ausrüstung zwischen der Oberfläche und der Welt unter Tage. In ehemaligen Industrieregionen sind Fördergerüste heutzutage landschaftsprägend und dienen als Landmarken oder Identifikationsobjekte. Allein im Ruhrgebiet standen ehemals knapp eintausend Fördergerüste – diese Anzahl ist mittlerweile deutlich geschrumpft.

Eines der bedeutendsten Fördergerüste aus dem Ruhrgebiet ist seit 1974 größtes Exponat des Deutschen Bergbau-Museums Bochum. Mit über 70 Metern Höhe und einem Gewicht von 650 Tonnen ist es zugleich unübersehbares Wahrzeichen der Stadt Bochum. Ursprünglich stand das von Fritz Schupp entwickelte Fördergerüst von 1944 an auf Zeche Germania in Dortmund Marten. Die Zeche wurde am 14. Mai 1971 stillgelegt. 53 Jahre später widmet sich die neue Sonderausstellung dem einstmals größten Fördergerüst der Welt.

In ungewöhnlicher, moderner Baustellenoptik präsentiert ‚Doppelbock auf Museum‘ spannende Exponate aus verschiedenen Jahrzehnten und macht die Geschichte an zahlreichen interaktiven Stationen erlebbar. Die ‚Hördusche‘ mit originalen Tonaufnahmen ist ebenso Bestandteil des Sinnerlebnisses wie eine Installation mit originalgetreuen Gerüche einer Seilfahrt unter Tage. Zudem wird das Fördergerüst zu verschiedensten Forschungsaspekten der Bergbaugeschichte und Materialwissenschaft in Bezug gesetzt, etwa zur Entwicklung der Industriekultur oder zu Fragen der Konservierung und Restaurierung.

Anlass für die Ausstellung ist unter anderem die am 28. Januar 2024 begonnenen Sanierung des Fördergerüsts, das noch das ganze Jahr hinter einer staubdichten Plane versteckt bleibt.

Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, Wissenschaftliche Direktorin des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, betont die Notwendigkeit zum Erhalt des Doppelbock-Fördergerüsts: „Unser Fördergerüst verbindet bewegte Zeiten. Es hat in den Nachkriegsjahren am industriellen Wachstum unseres Landes mitgewirkt, es hat den Steinkohlenausstieg überdauert und es hat den Wandel Bochums von der Industriestadt hin zu einer Wissenschaftsstadt erlebt. Heute steht das Fördergerüst über einem Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, fasziniert Jung und Alt und steht stadtbildprägend für Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen. Wir laden alle ein, diese einzigartige Sonderausstellung zu besuchen und in die Baustelle ‚Doppelbock‘ einzutauchen.“

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