Seit Oktober 2011 hat die Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft ihren Sitz auf drei Etagen des Eckgebäudes Chausseestraße/Invalidenstraße und damit zwischen Haupt- und Nordbahnhof in Berlin-Mitte. Das historisch und architektonisch eindrucksvolle Gebäude liegt inmitten der lebendigen Geschäfts-, Kultur- und Wissenschaftsgegend nördlich der Friedrichstraße – in Nachbarschaft zu Charité, Einrichtungen der Humboldt-Universität, Brecht-Haus und dem Bundesnachrichtendienst. Auch das renommierte Museum für Naturkunde in der Leibniz-Gemeinschaft befindet sich in der Nähe.

Die Chausseestraße 111 ist ein offenes Haus, das allen Mitgliedern der Leibniz-Gemeinschaft zur Verfügung steht. Es gibt mehrere Tagungsräume, die von den Leibniz-Instituten für ihre Veranstaltungen und Sitzungen in Berlin genutzt werden können.

Geschichte und Architektur

Heute liegt die Adresse Chausseestraße 111 mitten in Berlin. Im 18. Jahrhundert markierte die Ecke noch die Grenze zwischen der äußeren Friedrich-Wilhelm-Stadt zur Oranienburger Vorstadt, die damals landwirtschaftlich geprägt war.

Von der Industriezone zum Kaschemmenviertel

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Chausseestraße mit Borsigs Maschinenbauanstalt zu einer der ersten großen Industriezonen Preußens. Ab den 1870er Jahren wurden immer mehr Wohnhäuser an die Ausfallstraßen gebaut und auf ehemaligen Fabrik-Geländen entstanden Bildungs-Einrichtungen wie das 1889 eingeweihte Naturkundemuseum oder die Landwirtschaftliche Lehranstalt. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der Nähe, rund um den damaligen Stettiner Bahnhof, das leicht anrüchige „Kaschemmenviertel“, in dem auch viele Studenten wohnten.

Leichte Muse und politischer Wettstreit 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Gegend um die Kreuzung Chausseestraße/Invalidenstraße mit dem Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater und später den Germania-Sälen als Spielstätte der leichten Muse bekannt. Die gleichen Säle wurden im 20. Jahrhundert zum Austragungsort politischen Wettstreits - die SPD tagte dort und Joseph Goebbels inszenierte als Berliner Gauleiter die berüchtigten Saalschlachten, mit denen die NSDAP in traditionelle Arbeiterhochburgen einbrach.

Abriss und Neubau im Auftrag der IHK

Der Altbau Chausseestraße 111/112 wies 1948 große Schäden auf. Der Architekt Johannes Pässler riss die 1954 nach einigen Verhandlungen freigegebene Ruine im Auftrag der Industrie- und Handelskammer der DDR (IHK) ab, um das 1957 fertiggestellte Dienstgebäude zu errichten.

„Sozialistisch im Inhalt, national in der Form“

Der Stil entspricht den damaligen Plänen, Ost-Berlin unter der Losung „Sozialistisch im Inhalt, national in der Form“ zu einem repräsentativen Regierungssitz auszubauen. Dabei lehnte man sich an den Klassizismus der Zeit vor 1800 an – Symmetrien als Ausdruck von Harmonie und dauerhafter Ordnung, die jedoch nicht erdrückend wirken durften. Eine vergleichbare Architektur wurde vor allem an der damaligen Stalinallee (der heutigen Karl-Marx-Allee), der wichtigsten Magistrale des Ostens umgesetzt.

Eine akzentuierte Ecke

Das markante Eckgebäude fällt durch den eingestellten turmartigen Kubus und seine Arkaden auf. Eine Akzentuierung der Ecke war in gerundeter Variante auch am Vorgängergebäude mit der zweiten C&A-Filiale Deutschlands zu finden. In der DDR-Architektur der 50er Jahre stellte die kantige Ecklösung eine Ausnahme dar, so dass der Bau zum städtebaulichen Orientierungspunkt wurde.

Erweiterung und Denkmalschutz

1960/61 wurde das Gebäude um einen Erweiterungsbau ergänzt und von 2002-2005 die Rückseite umgebaut, wobei Teile des Hofs in ein überdachtes Atrium umgewandelt wurden. Das Gebäude steht mitsamt der Innenausstattung (die sich z. B. durch Edelholz-Einbauschränke auszeichnet) unter Denkmalschutz.